Die Jahreszeiten im Labyrinth vor dem Ladelunder Pastorat.

Ein Beitrag aus dem Online-Adventskalender vom 3. 12. 2020

Seit mindestens 5000 Jahren hinterlässt das Labyrinth seine Spuren in der Kulturgeschichte – bis heute. Das Rasenlabyrinth am Pastorat hat durch Sonne, Regen und Wachstum sein Aussehen im Laufe des Jahres verändert, aber der Verlauf des Weges ist unverändert geblieben.

Es ist interessant zu beobachten, wie unterschiedlich Menschen sich im Labyrinth verhalten. Kinder kommen schnell ins Laufen. Der Gang durch das Labyrinth gestaltet sich zu einem wahren »Lebenslauf«. Für Konfirmanden ist die Versuchung groß, eine Bahn zu überspringen, um die Wegstrecke abzukürzen und um schneller in die Mitte zu gelangen.

So läuft es im Leben jedoch nicht. Da ist vielmehr die Erfahrung, dass ich bestimmten Dingen nicht aus dem Weg gehen kann. Auch wenn ich versuche, das angestrebte Ziel auf dem schnellsten Weg zu erreichen, meine Mitte finde ich dabei nicht.

»Alles braucht seine Zeit«, sagt die Bibel. Der Weg zur Mitte führt immer über Umwege, aber nie in die Irre, sagt mir der Gang durch das Labyrinth, das im Gegensatz zum »Irrgarten« keine Sackgassen kennt. Der Weg kommt auf mich zu – nicht umgekehrt – und Umwege zählen im Rückblick oftmals zu den wichtigen Abschnitten auf meinem Lebensweg.

Der Weg durch das Labyrinth bildet die Grunderfahrungen des Lebens ab mit allen seinen Wendungen und Windungen und lädt ein, mich aufzumachen, »die Seele laufen zu lassen«, auf dem Weg zu bleiben, mich zu besinnen, mich Schritt für Schritt einzulassen auf die Erfahrung: ich bin gehalten, ich vertraue darauf, in der Mitte anzukommen.